Du fehlst mir so sehr…

Wie schon einige Dutzend Male stehe ich mit Blumen vor deinem Stein,
die Tränen rollen über mein Gesicht und es tut furchtbar weh.

Du fehlst…

und ich denke an die Tage und Stunden, als du bei mir warst, an die guten
Gespräche mit dir. Wenn wir Probleme hatten (du konntest so ausdauernd zuhören),
gaben wir uns oft gegenseitig Mut und Kraft, und die Sorgen waren dann oft klein
und nichtig.

Du fehlst…

und wenn wir uns stritten – konntest ja knallhart diskutieren – und uns wieder in den
Armen lagen, war das für mich ein unglaublich gutes Gefühl. Es machte mich immer stolz,
eine Tochter zu haben, die gegenüber jedermann ihre Meinung mit aller Konsequenz
vertrat. Das war oft schmerzhaft, aber du hast dich niemals verbogen, hast immer
Rückgrat gezeigt.

Du fehlst…

und ich erinnere mich, wenn ich mich manchmal über deinen Bruder geärgert habe und
mit ihm schimpfte, wie du ihn in Schutz genommen und mit aller Macht verteidigt hast. Du
wolltest immer Gleichklang und Harmonie in der Familie.

Du fehlst…

und bitte verzeih mir, dass ich, als du damals dein erstes Studium abbrachst, so
enttäuscht war. Ich weiss schon lange, dass deine Entscheidung richtig war. Du konntest
so wunderbar mit Kindern umgehen. Du hattest eine so innige, liebevolle Beziehung zu
deinem Neffen Piet, und auch Kati erzählte mir von deiner besonderen Beziehung zu ihrer
Tochter.

Du fehlst…

und ich lese deine liebevollen Briefe, die du mir geschrieben hast und erinnere mich, wie
kreativ du warst, wenn du uns zu den Geburtstagen oder zu Weihnachten beschenkt
hast. All das Vertrauen zu dir und die Liebe, die ich dir versucht habe zu geben, hast du
mir in tausendfacher Potenz zurück gegeben.

Du fehlst…

und wenn ich damals auf Mirco eifersüchtig war (plötzlich war Papa nicht mehr so wichtig),
ist mir schon lange bewusst, wie wichtig dein MP für dich war, und wie liebevoll und voller
Hingabe ihr euren Mittelpunkt gelebt habt.

Du fehlst…

und ich beginne, deine Musik zu mögen und habe angefangen, deine Bücher zu lesen.
Dann muss ich immer an dich denken, dann kommt der Schmerz und es tut so weh.
Ich lese ein Gedichtband von Rainer Maria Rilke (ich weiss, du mochtest die Lyrik von
Rilke) und finde ein Zitat von ihm.

„Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Wenn ich dort eine Bleibe gefunden
habe, werde ich immer unter euch sein.“

…und das macht Mut und gibt Kraft.

In stiller Liebe dein Papa

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